ICH. Zwischen Abbild und Neuerfindung

16. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022

Als fester Bestandteil der Kunstgeschichte zieht sich das Selbstbildnis durch die vergangenen Jahrhunderte. Die Ausstellung ICH. Zwischen Abbild und Neuerfindung zeigt eine repräsentative Auswahl an Werken von 1900 bis heute und macht deutlich, auf welch unterschiedliche Weise sich Künstlerinnen und Künstler mit der eigenen Person auseinandersetzen.

Im heutigen Zeitalter der Selfies und einer Flut an technischen Möglichkeiten scheint das Selbstbildnis allgegenwärtig. Im Rückblick kristallisieren sich die Besonderheiten der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Ich jedoch umso deutlicher heraus. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Äußere häufig eindrucksvoll in Szene gesetzt oder für Studien der Gesichtszüge genutzt wurde – war man selbst doch das günstigste Modell und stets verfügbar –, begann schon bald darauf ein Darstellungswandel. Dieser wurde unter anderem durch psychologische Erkenntnisse und nicht zuletzt durch das Aufkommen der Fotografie begünstigt. Introspektion gewann in der Folge immer mehr an Bedeutung, der Blick der Künstler – und nun auch zunehmend Künstlerinnen – richtete sich nach innen und spiegelte dabei persönliche Interessen wie auch gesellschaftliche Zustände wider. Neben eine idealisierte Selbstdarstellung trat vermehrt die Selbstbefragung und somit auch kritische Auseinandersetzung mit dem Ich, bis hin zur völligen Neuerfindung.

Der umfangreiche grafische Bestand der Lübecker Sammlung Rüxleben bildet den Grundstock der Schau und schließt die Werke namhafter Künstler wie Marc Chagall, Max Liebermann und Jörg Immendorf ein. Die Auswahl wird durch eine Reihe an Exponaten ergänzt, welche die Entwicklung des Sujets und dessen thematische wie auch stilistisch-technische Vielfalt unterstreichen: von Cindy Sherman, der Meisterin des Rollenspiels, über die Performance bei Marina Abramovicćbis hin zum politischen Statement Ai Weiweis. Erstmals wird außerdem ein Selbstporträt von Paula Modersohn-Becker präsentiert, das bislang noch in keiner Ausstellung zu sehen war.

Verschiedene Themenbereiche gliedern die Schau und widmen sich dabei unter anderem der Rolle der Frau in der Gesellschaft, der Erforschung von Mimik und Emotion im Selbstbildnis oder auch der Unkenntlichmachung und Abwendung vom Gesicht. Sozialkritische Werke sind ebenso vertreten wie der humorvolle Umgang mit der eigenen Person. Gezeigt werden rund 100 Werke von national wie auch international agierenden Künstlerinnen und Künstlern. Die Bandbreite der Techniken reicht dabei von der Zeichnung über den Holzschnitt und die Fotografie bis hin zur Videoarbeit.