Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier

19. Mai bis 12. August 2018

Die Sommerausstellung der Galerie Stihl Waiblingen steht ganz im Zeichen der Mode: Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier widmet sich der faszinierenden Welt der Modeillustration. Im Gegensatz zu den Entwurfszeichnungen der Designer, die der Fertigung der Kleidungsstücke vorausgehen, setzen die Illustrationen bereits existierende Kollektionen ins Bild. Geschaffen für Zeitschriften und Werbung, vermitteln sie der Öffentlichkeit in Zeichnungen und Druckgrafiken die Kreationen großer Modeschöpfer wie Christian Dior, Yves Saint Laurent oder Jean-Paul Gaultier. Dabei geht es nicht einfach um eine möglichst detaillierte Dokumentation der Kleidung. Modeillustrationen sind vielmehr eigenständige künstlerische Interpretationen, die das Wesen des jeweiligen Entwurfs erfassen und ihn gekonnt in Szene setzen. Die individuelle gestalterische Handschrift des Illustrators prägt die Darstellung; das Spektrum reicht dabei von pointiert verknappten Skizzen über Experimentell-Verspieltes bis hin zur opulenten Inszenierung als Luxusware.

Dior, Lacroix, Gaultier. Haute Couture auf Papier führt die ganze Vielfalt der Modeillustration vor Augen. Gezeigt werden Arbeiten herausragender Vertreter des Fachs von 1900 bis heute: Anfang des 20. Jahrhunderts beauftragte der französische Modeschöpfer Paul Poiret Künstler wie Georges Lepape, Paul Iribe und George Barbier, seine Kreationen in Grafi ken festzuhalten. Jenseits einer sachlich-nüchternen Schilderung banden sie die Mode in ästhetisch durchgestaltete Gesamtkompositionen ein, die die exakte Wiedergabe von Details einem individuellen Stil und Ausdruck unterordneten. Entsprechend erklärte Lepape, der Künstler solle das Modell nicht nur darstellen, sondern es erschaffen und neu erfi nden.

»Eine Modezeichnung ist eine Inszenierung von Körpern und Haltungen. Sie wird vor allem von der Qualität der Zeichnung und der Kreativität des Künstlers defi niert, doch sie erfordert auch ein perfektes Verständnis für das Wesen des Kleidungsstücks und die Fähigkeit, es in ein Bild des Begehrens zu übersetzen.« Joëlle Chariau

Ihre Blütezeit erlebte die Modeillustration in den 1920er- und 1930er-Jahren in Zeitschriften wie La Gazette du Bon Ton, aus der später die Vogue hervorgehen sollte, oder dem deutschen Blatt Styl. Inspiration fanden die Illustratoren dabei auch immer wieder im Austausch mit der freien Kunst – so zeigen etwa Annie Offterdingers Grafi ken mit kantigen Formen und mondänen Figuren deutlich den Einfl uss des Expressionismus. Ab der Jahrhundertmitte galt René Gruau als eine zentrale Figur der Modeillustration: Seine pointiert-reduzierten Grafi ken, die häufi g wenige, theatralisch inszenierte Details in den Fokus rücken, sollten vor allem das Markenimage Diors maßgeblich prägen – interpretierten sie doch visuell eindrücklich den von Christian Dior kreierten New Look. Seit den 1960ern verdrängte die Modefotografi e mehr und mehr gezeichnete Illustrationen; für die Künstler galt es, neue Wege einzuschlagen. Mit Antonio Lopez trat ein Erneuerer der Mode illustration auf den Plan: Sein Stil ist ausgesprochen wandelbar; mal zeigt er sich inspiriert von Künstlern der Klassischen Moderne wie Fernand Léger, mal ganz im Zeichen der damals aktuellen Popkultur.

Für das Wiederaufl eben der Modeillustration Ende des 20. Jahrhunderts stehen so unterschiedliche Positionen wie Mats Gustafson oder François Berthoud: Mit lockerem Pinsel duktus erfasst Gustafson die Silhouette eines Entwurfs. Seine Tuschezeichnungen und Aquarelle bestechen durch eine Reduktion, die ebenso mühelos wie treffend erscheint. Berthouds Linolschnitte wiederum erscheinen prägnant auf Charakteristisches zugespitzt und geben sich zugleich farbenfroh-verspielt. Die Ausstellung präsentiert so die wichtigsten Positionen inner halb der Modeillustration und offenbart die großartige künstlerische Bandbreite der Gattung. Zu sehen sind Leihgaben der privaten Sammlung ELLEKE COLLECTION – ART FASHION, der Lipperheideschen Kostümbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin sowie der Von Parish-Kostümbibliothek des Münchner Stadtmuseums. Ausgewählte originale Kleidungsstücke namhafter Designer aus der Sammlung Bräu werden den Illustrationen gegenübergestellt und erlauben den direkten Vergleich zwischen der Mode und deren Bild.