Blüten im Fokus: Anlässlich der Remstal Gartenschau präsentiert die Galerie Stihl Waiblingen zeitgenössische Fotografien rund um die Blume. Über 100 Arbeiten zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler der jahrhundertealten Tradition des Blumenbilds vielfältige neue Seiten abgewinnen. Ungewohnte Perspektiven und verschiedenste technische Finessen – von der Langzeitbelichtung über das Spiel mit Spiegelungen bis zur Überlagerung von Motiven – eröffnen überraschende Sichtweisen auf die scheinbar vertraute Pflanzenwelt.
Inspiriert von der Malerei des Barocks präsentieren sich Bilder überbordender Blütenpracht. Sachliche Schwarz-Weiß-Aufnahmen voll kühler Eleganz stehen neben Fotografien, die der Flora eine geradezu körperliche Sinnlichkeit verleihen. Blühendes Leben zeigt sich Seite an Seite mit Verwelktem und Vertrocknetem, das eindrücklich die Vergänglichkeit vor Augen führt. Was sich „durch die Blume“ alles sagen lässt, verdeutlichen kreative, neue Interpretationen der traditionell mit Blumenmotiven verbundenen Symbolsprache.
Nicht nur als präzise arrangiertes Stillleben im Atelier findet die Blume Eingang in die Kunst, auch ihr landschaftliches Umfeld wird zum Bildthema. Wilde Wiesen treffen dabei auf traumhaft-verwunschene Parkszenerien; nüchtern-dokumentarische Aufnahmen riesiger Blumenfelder zeigen den landwirtschaftlichen Anbau von Blühpflanzen. Neben Arbeiten, die die Schönheit der Flora feiern, klingt so auch Kritik an der Ausbeutung der Umwelt, an Handel und Konsum an. Wenn absonderliche Hybride oder makellose Plastikblumen in den Fokus rücken, stellt sich die Frage nach unserem Verständnis von Natürlichem und Künstlichem sowie der Grenze dazwischen. Auf welch unterschiedlichen Wegen sich der Mensch die Natur aneignet, verdeutlichen Fotografien, die Blumen mit dem nüchternen Blick des Naturwissenschaftlers geordnet zeigen oder verbreiteten Vorlieben für florale Ornamente an der Grenze zum Kitsch nachspüren. Aufgeblüht und abgelichtet: Blumen in der Fotografie lädt ein, den Facettenreichtum floraler Bildwelten zu entdecken. Die Schau präsentiert über 30 herausragende Künstlerpositionen aus zehn Nationen, darunter so namhafte Fotografinnen und Fotografen wie Imogen Cunningham, Robert Mapplethorpe, Nobuyoshi Araki oder Luzia Simons. Zu sehen sind unter anderem Leihgaben aus dem Bestand des Museums der Moderne Salzburg, aus privaten Galerien und Sammlungen sowie aus dem Besitz der Künstlerinnen und Künstler selbst. Eigens zur Ausstellung kreiert die britische Künstlerin Rebecca Louise Law zudem eine eindrucksvolle Installation aus echten Blumen für das Foyer der Galerie. Ob opulentes Arrangement oder nüchterne Reduktion, Wildwuchs oder strenge Inszenierung, leuchtende Farbigkeit oder Schwarz-Weiß – die floralen Fotos machen deutlich: So hübsch und harmlos, wie die Blume gemeinhin scheint, ist sie nur selten.