Albrecht Dürer. Genie Marke Vorbild

22. Oktober 2011 bis 22. Januar 2012

Die städtische Galerie Stihl Waiblingen zeigt in Kooperation mit der Graphischen Sammlung der museen der stadt nürnberg und der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. eine Ausstellung zum druckgrafischen Schaffen Albrecht Dürers und zur künstlerischen Dürer-Rezeption. Die Ausstellung präsentiert insgesamt 125 grafische Arbeiten, darunter 65 Dürer-Originale, 20 Werke zur Dürer-Rezeption im 16. und 17. Jahrhundert sowie 40 Arbeiten von Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts.

Im Zentrum der Ausstellung stehen originale Holzschnitte und Kupferstiche Dürers. Der um 1500 – in einer höchst spannenden Zeit des historischen Übergangs – agierende Ausnahmekünstler gilt als einer der Erfinder der autonomen Druckgrafik und wird über die Jahrhunderte hinweg als einer der größten Meister des gedruckten Bildes überhaupt angesehen. Eine Sonderstellung in der Kunstgeschichte nimmt Albrecht Dürer auch durch die nachhaltige Wirkung seines Schaffens auf Zeitgenossen und unmittelbar nachfolgende Künstler ein. Deren vom Vorbild Dürers inspirierte Arbeiten begründeten den bis heute anhaltenden Ruhm des Nürnberger Künstlers mit. Als aktuelle Blicke zurück auf den Alten Meister werden in der Ausstellung grafische Werke von ab den 1960er Jahren bis heute tätigen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. 

Albrecht Dürer ist der bahnbrechende Erneuerer der grafischen Künste an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. Seine Berühmtheit beruht nicht in erster Linie auf seiner Malerei, sondern es waren vor allem die druckgrafischen Bilder, die sein Können europaweit bekannt machten. Als erster deutscher Künstler nutzte er die Druckgrafik gezielt, um mit den eigenen künstlerischen Ideen weit auszustrahlen und durch den freien Verkauf Einnahmen zu erzielen. Durch die künstlerische Qualität seiner Werke, aber auch durch geschicktes Marketing – u. a. mit dem prägnanten Monogramm AD – gelang es ihm, die „Marke Dürer“ international zu etablieren. Dürers Druckgrafik ist nicht Reproduktionsgrafik, sondern er erhob die Grafik selbst zur Kunst. Künstlerisch führte er sowohl den Holzschnitt als auch den Kupferstich zu bis dahin ungekannter technischer Perfektion und experimentierte überdies mit der Radierung. Er schuf in seinen brillant ausgeführten Blättern innovative Bildtypen zu christlichen und profanen Themen. In der Ausstellung wird das Genie und die Vielfältigkeit des Grafikers Dürer, seine künstlerische Innovationskraft und seine Rolle für die Nutzung der Druckgrafik als eigenständiges künstlerisches Medium vorgestellt. Der Ausstellungsteil zur Dürergrafik lässt sich in die beiden großen Bereiche christliche und weltliche Darstellungen unterteilen. Es werden u. a. die großen Buchprojekte „Die Apokalypse“, „Die Große Passion“ und „Das Marienleben“ zu sehen sein, ebenso wie die drei „Meisterstiche“, Andachtsbilder, mythologische Darstellungen und Porträts.

Albrecht Dürers herausragende künstlerische Position führte schon im 16. Jahrhundert und besonders in der Zeit um 1600 zu einer großen Zahl von Nachahmungen seiner Werke. Kopien und Variationen seiner Arbeiten wurden an verschiedenen europäischen Höfen und auch 
im bürgerlichen Milieu regelrecht Mode. Die sog. „Dürer-Renaissance“ trug zur Popularisierung bestimmter, meist grafischer Arbeiten bei und beeinflusst bis heute unser Bild des Künstlers. Künstler wie Marcantonio Raimondi, Aegidius Sadeler oder auch Johann Wierix setzten sich intensiv mit Dürers Druckgrafik auseinander.

Ferner soll in der Ausstellung gezeigt werden, wie Bilderfindungen Albrecht Dürers vor allem seit den 1960/70er Jahren künstlerisch rezipiert werden. Die Intensität der Neuentdeckung Dürers in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts übertrifft die anderer Alter Meister und bietet sich daher besonders für einen Ausstellungsbereich zum Thema „Kunst über Kunst“ an. Darüber hinaus zeugen die Werke zeitgenössischer Künstler von der ungebrochenen Faszination für den Künstlerkult um Dürer, vor allem aber auch von der Zeitlosigkeit und anhaltenden Aktualität seiner Bildschöpfungen. Die Exponate stammen u. a. von Joseph Beuys, Damien Deroubaix, Felix Droese, HAP Grieshaber, Alfred Hrdlicka, Horst Janssen, Rune Mields, Michael Mathias Prechtl, Klaus Staeck, Rosemarie Trockel und Paul Wunderlich.