Gunter Sachs (1932–2011) führte ein viel bewundertes Jetset-Leben umgeben von Frauen, Sport und Partys. Sein extrovertierter Lebensstil und seine schillernde Lässigkeit waren von besonderer Strahlkraft für die Augen der Öffentlichkeit. Bis heute als Playboy abgestempelt, weist Gunter Sachs’ Persönlichkeit jedoch weit mehr Facetten auf: Er war Kunstliebhaber und trat als Sammler, Mäzen, Galerist, Kurator und Freund der Kunstschaffenden in Erscheinung. Nicht zuletzt – und vielen unbekannt – arbeitete er selbst erfolgreich als Fotograf und Filmemacher.
Die Galerie Stihl Waiblingen stellt in der ersten Ausstellung des Jahres 2022 Gunter Sachs’ Sammlerleidenschaft der eigenen kreativen Arbeit mit der Kamera gegenüber. Präsentiert werden Exponate seiner seit Ende der 1950er-Jahre aufgebauten privaten Kunstsammlung, die zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler umfasst. Hierzu zählen Werke des von ihm damals protegierten und heute berühmten amerikanischen Pop-Art-Künstlers Andy Warhol, der auch die ikonischen Siebdruckarbeiten von Sachs und seiner damaligen Frau Brigitte Bardot fertigte. Darüber hinaus finden sich in der Sammlung neben Arbeiten der surrealistischen Maler René Magritte und Yves Tanguy auch Werke von Yves Klein, der der europäischen Kunstströmung der Stunde, dem Nouveau Réalisme, angehörte. Ein weiterer Teil der Schau widmet sich Sachs’ umfangreicher Sammlung an Fotografien mit Werken aus den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart, darunter Arbeiten von Irving Penn, einem der bekanntesten US-amerikanischen Fotografen der Nachkriegszeit, sowie Werke des wegweisenden Modefotografen Horst P. Horst und der für ihre surrealistischen Arbeiten bekannten Künstlerin Sandy Skoglund. Als Fotograf ist Gunter Sachs in der Ausstellung mit einer repräsentativen Auswahl seiner eigenen, teilweise großformatigen und farbstarken Fotografien präsentiert. Dazu zählen Mode- und Werbeaufnahmen, mit denen er sich einen Namen machte, aber auch Werke, die im Kontext seiner Sammlung stehen und seine Inspiration durch Strömungen wie den Surrealismus und die Pop-Art sichtbar machen. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Fotografie liegt auf Mode- und Landschaftsaufnahmen sowie Porträts, für die er die deutsche Laufsteg-Ikone Claudia Schiffer als bevorzugtes Modell wählte. Im letzten Teil der Ausstellung sind Gunter Sachs’ Filme, darunter der preisgekrönte Sportfilm Happening in White zu sehen. Sachs war experimentierfreudig und nutzte schon früh die Mittel digitaler Bildbearbeitung und veränderter Belichtungszeiten. Wegweisend wurden insbesondere jene seiner Filme, in denen er Techniken und Effekte entwickelte, die später für Western- und Actionfilme aufgegriffen wurden.
Die Ausstellung umfasst rund 90 Werke und wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturaustausch, Tübingen, konzipiert.