Augen und Ohren auf! Bis heute entwerfen Cover Art-Gestalterinnen und -Gestalter auf Schallplattenhüllen einzigartige Bilder von Tönen und bringen bildhaft das Selbstverständnis von Labels oder Musikschaffenden zum Ausdruck. In der formalen Gestaltung sind ihnen dabei enge Grenzen gesetzt, beläuft sich das Standardmaß eines LP-Schallplattencovers schließlich nur auf rund 30 x 30 cm. Die Galerie Stihl Waiblingen würdigt anlässlich des Schallplatten-Revivals der letzten Jahre die quadratische Kartonhülle und die kreativen Köpfe, die dahinterstecken. In neun Sektionen werden herausragende Cover-Künstlerinnen und -Künstler von 1940 bis heute mit ihren teils ikonischen Werken präsentiert. Die Bandbreite reicht von Alex Steinweiss, dem amerikanischen Pionier des gestalteten Albumcovers – dessen Arbeiten für verschiedene Genres von Klassik über Jazz bis hin zu Musicals zwar häufig erwähnt, aber nie in größerem musealen Rahmen gezeigt wurden –, bis hin zu den Künstlerinnen von Chicks on Speed, die ihre collagehaften Cover oft selbst kreieren und für die Ausstellung eigens eine Skulptur aus Schallplattenhüllen geschaffen haben. Das berühmte New Yorker Jazz-Label Blue Note, das durch die Zusammenarbeit des Grafikdesigners Reid Miles und des Fotografen Francis Wolff eine ganz eigene stilprägende, gestalterische Linie entwickelte, wird ebenso präsentiert wie die Schallplatten-Serie Phillips-twen. Willy Fleckhaus, der als erster deutscher Artdirector in die Geschichte einging, entwarf die 73 Schallplatten-Cover, die Mitte der 1960er-Jahre für die Kultzeitschrift twen entstanden.
Die Serie mit den optisch außergewöhnlichen Covern umfasst Kompositionen und Interpretationen von Tschaikowski bis Jacques Brel und wird vollständig gezeigt. Mit Klaus Voormann ist ein ganz besonderer Künstler in der Ausstellung vertreten, da er 1967 als bislang einziger Deutscher einen Grammy in der Kategorie „Bestes Album Cover des Jahres als Grafiker“ für das Revolver-Cover für The Beatles gewann. Die Graphic Novel Birth of an Icon, die anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des legendären Covers veröffentlich wurde, gibt den Besuchenden einen Eindruck in dessen Entstehungsgeschichte. Ein weiterer Bereich in der Ausstellung widmet sich dem einst bei Joseph Beuys an der Düsseldorfer Akademie ausgebildeten Künstler Emil Schult, dessen Experimentierfreude nicht nur in der Musik der Band Kraftwerk, sondern auch in der Cover-Gestaltung zum Ausdruck kommt. Seine Vorzeichnungen und Skizzen zu ausgewählten Covern werden in der Schau erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Ein weiteres Highlight ist die persönliche Auswahl, die Peter Saville aus seinem einzigartigen konzeptuellen Oeuvre – beispielsweise Joy Division und OMD – eigens für die Ausstellung getroffen hat sowie Anton Corbijns persönliche Zusammenstellung an Fotografien, die seine Covergestaltung für u. a. Bands wie U2 und Depeche Mode prägten. Diese Auswahl namhafter Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeit sich durch eine ganz unterschiedliche gestalterische Herangehensweise und Ästhetik auszeichnen, formieren sich räumlich um die zeitgenössische Arbeit von Rutherford Chang, der sich in seiner 50 m2 großen und begehbaren Installation We Buy White Albums mit dem White Album der Beatles auseinandersetzt. Die Besuchenden erwarten 3.000 Exemplare des Albums, die der Künstler seit 2007 zusammengetragen hat und die man alle in der Ausstellung mit einem Schallplattenspieler anhören darf. Abgerundet wird die facettenreiche Schau durch einen Soundwalk, der die Musik wiedergibt, für die die Künstlerinnen und Künstler die visuellen Schmuckstücke einst gestaltet haben.
Die Ausstellung wurde von der Galerie Stihl Waiblingen in Kooperation mit Walter Schönauer, Artdirector der Zeitschriften Rolling Stone und Musikexpress, konzipiert.