Die visuelle Personifizierung der sieben christlichen Todsünden ist seit Jahrhunderten Teil der europäischen Kunst. Auch der französische Künstler Tomi Ungerer hat sich diesen Themen gewidmet, natürlich mit seinem bekannten Sinn für Humor. In seiner Karikatur wird die sündhafte Völlerei von einer molligen, eleganten Dame verkörpert. Sie verspeist genüsslich bunte, geometrisch geformte Leckereien. Ein Messer, um das Essen in kleinere Stücke zu schneiden, findet keinen Platz mehr in ihrer Hand: Während sie die Speise mit einer Gabel zum Mund führt, hält die andere Hand bereits ein Likörglas, das wahrscheinlich auch bald leer sein wird. Die Völlerei könnte kaum anschaulicher abgebildet werden.
Der Titel des Werks gibt einen Hinweis auf die Köstlichkeiten, die die Dame verzehrt: Ungerer ersetzt das Wort „gluttony“ (Englisch: Völlerei) durch ein von ihm selbst geschaffenes Kunstwort „glattony“, das sich vom französischen Wort für Eis (glace) ableitet.
Auf dem Türbanner der Galerie Stihl Waiblingen kann man dieser üppige Figur bereits begegnen. Sie ist eine beredte, mit feinem Humor gewürzte Verkörperung unserer jetzt beginnenden Winterausstellung: Es geht um Kunst und Kulinarik, wir laden ein zum Fest für die Augen!
Credit: Tomi Ungerer, Geometrie V: Glattony, um 1960, Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover